24.01.1994 - Gutachten des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven


Gutachterliche Äußerung zur Bodensee-Fähre MEERSBURG ex KONSTANZ und zur beweglichen Anlegebrücke im alten Fährhafen in Konstanz

Die älteste Bodensee-Automobilfähre MEERSBURG ex KONSTANZ ist ein schwimmendes Denkmal der deutschen Binnenschiffahrtsgeschichte sowie der Verkehrsgeschichte des südwestdeutschen Raumes. Das Gutachten des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim hat festgestellt, daß die Fähre aus historischer und verkehrstechnischer Sicht ein erhaltenswürdiges Objekt mit einem hohen Identifikations- und Symbolwert für die Verkehrshistorie der südwestdeutschen Region ist. Außerdem ist der technische Zustand des Schiffskörpers und der Maschineneinrichtung der ältesten Bodensee-Automobilfähre relativ gut, so daß die Erhaltung mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand möglich ist. Neben dem Fährschiff von 1928 existiert noch die originale, bewegliche Anlegebrücke von 1928 im alten Fährhafen von Konstanz. Fähre und Anlegebrücke bilden ein einzigartiges Ensemble der deutschen Binnenfährschiffahrtsgeschichte und stellen einen Meilenstein in der Verkehrsgeschichte des südwestdeutschen Raumes dar. Auch aus der Perspektive des maritimen Industriearchäologen und Seeschiffahrtshistorikers, der die technischen Denkmäler der Schiffahrt an den deutschen Küsten seit vielen Jahren inventarisiert und dokumentiert, scheinen mir die Automobilfähre sowie die Anlegebrücke unbedingt erhaltenswürdig zu sein. Die touristische Nutzung der ältesten Bodensee-Automobilfähre liegt auf der Hand. Ferner ist ein aktiver Förderverein vorhanden, der in enger Zusammenarbeit mit den städtischen Stellen, den Landesbehörden sowie den privaten Firmen die Restaurierungsarbeiten koordinieren könnte. Wenn ein tragbares Finanzierungs- und Nutzungskonzept vorliegt, könnte ein wichtiges Zeugnis der deutschen Binnenschiffahrtsgeschichte der Nachwelt erhalten werden. Aus meiner langjährigen Mitarbeit bei der Erhaltung des Leuchtturmes ROTER SAND in der Wesermündung weiß ich, wie entscheidend ein aktiver Förderverein bei der Rettung eines technischen Denkmals sein kann.

gez.

Dirk J. Peters
(Industriearchäologe und Technikhistoriker am Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven)

Bremerhaven, den 24.01.1994