Maschinentelegrafen stammen aus der Zeit, als Maschinen nicht ohne eine ständig anwesende Person betrieben und gesteuert werden konnten. Bei einem großen Fahrzeug, wo sich der Kommandant weit entfernt von der Maschine aufhielt, benötigte man Maschinentelegrafen, um die Fahrtanweisungen des Kommandanten in den Maschinenraum zu übertragen. Dort hatte der ständig anwesende Maschinist die Maschine entsprechend zu bedienen. Diese Geräte gab es auf Schiffen, aber auch in Luftschiffen und den ersten großen Flugzeugen, wo die Motoren in Gondeln untergebracht waren, in denen – heute kaum vorstellbar – Maschinisten Dienst taten.
Maschinentelegrafen bestehen aus zwei einfachen, ähnlich aussehenden Apparaten, die miteinander gekoppelt sind: Ein Hebel lässt mehrere Einstellungen zu, die auf einer Scheibe ablesbar sind und zum Gegengerät übertragen werden.
Das eine Gerät steht im Führerstand beim Kommandanten, sein Gegenstück im Maschinenraum. Wählt der Kommandant mit seinem Hebel eine bestimmte „Fahrt“ (Geschwindigkeit), wird dies am Gegenstück im Maschinenraum angezeigt. Der Maschinist bestätigt den Befehl mit seinem Hebel, der Kommandant sieht dann an seinem Gerät, dass sein Befehl ausgeführt wurde.
Die üblichen Einstellungen der Fahrt waren:
Abweichungen davon, wie Zwischenschritte oder weitere Kommandos, waren verbreitet.
Bei den ursprünglichen Geräten unseres Fährschiffs erfolgte die Übertragung der Anweisungen von den Führerständen in den Maschinenraum und zurück rein mechanisch. Es gab vier über Rollen geführte Züge aus Seil-, Draht- und Kettenabschnitten (jeweils hin und zurück). Jede Änderung der Fahrt löste im Maschinenraum einen Glockenschlag aus.
Das Gerät besteht aus einem massiven Topf aus Gusseisen, es wiegt rund 15 kg! Im Inneren befinden sich die beiden Scheiben, um die die Ketten laufen. Über diesen ist die Glocke montiert. Die eine Scheibe, die vom Hebel aus dem Steuerhaus gesteuert wird, hat Nocken, für jede Einstellung eine. Die Nocken betätigen einen Hebel, über den die Glocke angeschlagen wird.
Der Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz!“ musste sich nach Ersatz umsehen, da mit den Resten der ursprünglichen Anlage die Funktionalität nicht mehr hergestellt werden konnte.
Es fand sich ein kompletter Satz von Maschinentelegrafen vom vierten Fährschiff Linzgau[2] das 1952 als letztes Schiff der Linie Konstanz-Meersburg mit Schraubenantrieb in Dienst gestellt wurde.
An dieser Stelle bedankt sich der Verein herzlich beim Seglerverein Staad und bei den Stadtwerken Konstanz für die Zurverfügungstellung dieser Maschinentelegrafen, was es möglich macht, die Funktionsweise bei Führungen zu erläutern.
Bei diesen Maschinentelegrafen wurde das Signal zwischen den Führerständen und dem Maschinenraum elektrisch übertragen, während die Geräte der beiden Führerstände per Seilzug gekoppelt waren.[3] Dies war bei der Bauweise dieses Schiffes (die Führerstände standen sich auf dem Oberdeck gegenüber) ohne großen Aufwand möglich.
Die neun Befehlsstufen von „volle Kraft voraus“ bis „volle Kraft zurück“ (es gibt hier noch zwei Stellungen namens Achtung“, die aber nicht benutzt wurden) sind über je eine Leitung verbunden. Wird am Steuerstand ein Befehl gegeben, leuchtet am Gerät im Maschinenraum (statt eines Zeigers) das entsprechende Feld auf. Außerdem läutet dort eine Glocke so lange, bis der Befehl quittiert wird, d.h. der Maschinist den Hebel auf das leuchtende Feld stellt. Gleichzeitig mit der Glocke im Maschinenraum ertönt im Führerstand ein Summer. So bekommt der Schiffsführer die Rückmeldung nicht angezeigt, sondern das Ende des Summen bedeutet: “Maschine läuft wie befohlen”.
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